Geschichte unserer Kirche

Das Kirchspiel Jork - der Name kommt wahrscheinlich von Majorca, der Zehnthof - wurde zum erstenmal im Jahre 1221 in einer Urkunde des Verdener Bischofs Iso von Bremen erwähnt. Die Parochie Jork gehörte zum Archidiakonat Hollenstedt, das dem Andreasstift in Verden unterstand. 1543 wirkte als erster lutherischer Pfarrer Lüder Möhring in Jork. 1652 wurde Franziscus Moeller zum ersten schwedischen Propst im Alten Land ernannt. Bis 1945 blieb Jork Sitz des Superintendenten für das Alte Land.

Die auf einer Wurt erbaute Backsteinkirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, erneuert oder ergänzt. Das jetzige Kirchenschiff wurde 1664 und 1709 in zwei Etappen erneuert. Es ist 40 Meter lang und 14 Meter breit.
Der etwas abseits stehende, 35 Meter hohe Glockenturm datiert aus dem Jahr 1685. Seine Holzkonstruktion und der schiefergedeckte Dachhelm wurden 1998/99 umfassend saniert.

Über dem weiträumigen, weiß gestrichenen Innenraum wölbt sich eine blaue Holztonnendecke mit zahlreichen goldenen Blechsternen. Mit den grauen Stützbalken erinnert sie an ein umgedrehtes (Kirchen-)Schiff.

Das ebenfalls blau gestrichene barocke Kastengestühl aus dem 17./18. Jahrhundert ist zum Gang hin mit Türen mit eingearbeiteten Glückszeichen verschlossen. In der Tür rechts neben dem Kanzelaufgang findet sich beispielsweise ein heidnisches Hirschornament aus dem Grimmirlied der Edda-Sage. In die reich verzierten Stuhlwangen sind die Namen der früheren Stelleninhaber eingeschnitzt (I Ste oder Stede = 1 Stelle bzw. Sitzplatz). Viele der Namen findet man noch heute in Jork.
Die Bänke im Altarraum weisen eine Besonderheit auf: hier lassen sich die Sitzflächen wegklappen und gegenüber liegende absenken, so daß Gottesdienstbesucher während der Predigt zur Kanzel sehen können. Dieser Mechanismus wurde bei den Renovierungs-arbeiten 1986 bewußt beibehalten. Gelegentlich wird davon auch Gebrauch gemacht. Die mehr als 200 farblich auf das Gestühl abgestimmten Sitzkissen werden seit über 20 Jahren auf Initiative des Handarbeitskreises angefertigt.
Der spätbarocke acht Meter hohe Altar von Johann Rinck zeigt Abendmahl, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung und Plastiken der vier Evangelisten, unten Matthäus und Markus, oben Lukas und Johannes. Er wurde 1710 von der Hamburger Kaufmanns-familie Claus und Anna Schuback, aus Jork stammend, aus Dankbarkeit für ihr wohlhabendes Leben gestiftet.
Ihr wurde dafür ein Ehrenplatz in der Kirche eingeräumt, der vordere rechte, reich geschnitzte Stuhl. Mit der Familie wurde außerdem ein Vertrag abgeschlossen, nach dem sie im Mittelgang vor dem Altar begraben werden sollte. Das Grab sollte bis in alle Ewigkeit nicht wieder geöffnet werden. Dies ließ sich bei der Sanierung der Heizung aber leider nicht vermeiden, wobei man feststellte, daß unter dem gesamten Kirchengestühl Grabkammern eingerichtet waren. Deshalb wurden die bei einer früheren Renovierung entfernten Grabplatten wieder im Mittelgang verlegt.

Hinter dem Schuback'schen Stuhl befindet sich der Juratenstuhl, in dem der Kirchenvorstand saß. Daran schließ sich der frühere Prediger- oder Beichtstuhl an, der heute als Sakristei dient. Auf der anderen Seite des Altars befindet sich der Predigerfrauenstuhl. Die Frau von Pastor Brinkmann, die von schwächlicher Gesundheit war und diesen Stuhl nicht nutzen konnte, ließ sich 1787 die sog. Kalkkammer neben der Brauttür, in der Kalk für Desinfizierungen gelagert wurde, ausbauen. Dabei wurde das kleine Fenster durchgebrochen. Sie vermietete dann den Predigerfrauenstuhl sonntags so lange, bis sie die Baukosten für den neuen Platz wieder heraus hatte.
Die Empore über der Brauttür, die ‚von Haaren'sche Prieche', wurde von Matthäus von Haaren, einem Hauptmann aus Twielenfleth, errichtet. Er wurde vom schwedischen General von Königsmark während des 30jährigen Krieges zum Gräfen im Alten Land ernannt und erbaute den "Gräfenhof" - das heutige Rathaus von Jork. Das Wappen seiner Familie, das drei Dengeleisen zum Schleifen von Sensen zeigt, ist an der Brüstung zu sehen.
Die Familie von Haaren stiftete 1664 auch die mit reicher Bildhauerarbeit verzierte Kanzel und den Kanzeldeckel. An seinem Rand ist zu lesen: "Thue Daß Werck Eines Evangelischen Predigers Richte Dein Ampt Redlich Auß. 2. Tim. 4, 5." Ein Jahr später, 1665, wurden die Kanzeltür und der Aufgang bemalt. Das schlichte Taufbecken aus gehauenem Stein ist von 1791. Die Taufschale und der Deckel aus Messing sind neueren Datums.
Von der ehemaligen Arp-Schnitger-Orgel sind nur noch der unter Denkmalschutz stehende Prospekt von 1709 sowie drei Register vorhanden. Die vollständig erhaltenen Prospektpfeifen wurden 1982 beim Neubau einer nach alten Vorbildern konzipierten mechanischen Schleifladenorgel durch Alfred Führer (Wilhelmshaven) wieder zum Klingen gebracht. Sie hat 22 Register und zwei Zimbelsterne.

Die 31 Bilder an der Orgelempore stammen ebenfalls aus dem Jahr 1709. Die obere Reihe zeigt Szenen aus dem Alten Testament; die untere die Erschaffung des Menschen, den Sündenfall sowie die Vertreibung aus dem Paradies. Dann folgen Bilder aus dem Leben Jesu und die Pfingstszene. Für die Mehrzahl der Bilder dienten die zwischen 1625 und 1630 entstandenen Bibelillustrationen des Kupferstechers Matthäus Merian d. Ä. (1593-1650) als Vorbild.
Die vier Pastorenbilder an den Wänden zeigen rechts neben der Kanzel Franciscus Fexerus (in Jork 1656-1679), der den Neubau der Kirche 1664 begann. Im Chorraum Clemens Diecmann (in Jork 1680-1715), der den Kirchbau 1709 vollendete. Sein Nachfolger Johann Samuel Büttner (in Jork 1715-1747) hängt an der Nordwand der Kirche. Von ihm zitiert die Chronik den Satz: "Auch sollen die ernstlich bestraft werden, die sich während des Gottesdienstes bei Getrink oder Pfeife Tabak finden lassen...". Neben ihm der letzte Superintendent des Alten Landes, Franz Bernhard Focken, gestorben im Februar 1945. Das Porträt ist ein Werk des Jorker Malers Richard Eggers (1905-1995). Das kleine Gemälde links neben der Kanzel zeigt den Hamburger Kaufmann Johann Schuback, der um 1750 ein Armenlegat für die Gemeinde Jork stiftete.
Das Triptychon an der gegenüber liegenden Südwand ist ebenfalls ein Werk von Richard Eggers. Es stellt die 10 Gebote, die Kreuzigung und die Sturmstillung dar. Der Künstler erfüllte mit der Anfertigung der drei Gemälde ein Gelübde, das er nach einem schweren Unfall, der ihn an den Rollstuhl fesselte, abgelegt hatte.
Den Kronleuchter im Mittelgang aus dem Jahr 1667 bekam die Kirchengemeinde 1890 von der Familie Schliecker aus Osterjork geschenkt. Er ist der letzte von ehemals drei Leuchtern, die beiden anderen wurden im II. Weltkrieg als Metallspende entfernt. Er trägt die Inschrift: "Wir haben ein festes prophetisches Wort und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet, als ein Licht, das da scheinet in einen dunkeln Ort bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. 2. Petrus 1".
Die Kronen auf zwei der Pastorenbilder und den reichgeschnitzten Stühlen sind keine Zeichen von Adel, sondern weisen auf die Offenbarung des Johannes 2, 10 hin: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben". Sie sind ein typisch protestantischer Kirchenschmuck der Barockzeit.

Gottesdienst in St. Matthias ist an drei Sonntagen im Monat um 10.30 Uhr. An jedem 2. Sonnabend im Monat findet um 18.30 Uhr ein musikalischer

Namensgebung

ST. MATTHIAS, als Nachfolger des Judas zum Apostel gewählt. (Apostelgeschichte 1, 15 - 26). Seine Gebeine wurden in Trier beigesetzt, nachdem sie vorher in Rom aufbewahrt wurden. Seit 1148 Wallfahrten zu seinem Grab aus dem Rhein - Main - Raum. Der 24. Februar ist der "Matthias - Tag" (in Schaltjahren am 25. Februar). Der Tag seiner Wahl zum Apostel wird am Sonntag nach Himmelfahrt gefeiert. Der Grund für die Namenswahl der Jorker Kirche ist nicht bekannt, könnte aber in einem der oben genannten Punkte liegen, beispielsweise der Weihe des Grundsteines oder der Kirche selbst an einem Matthias-Tag. Es gibt noch kein Standbild von St. Matthias in der Kirche. Die Abbildung ist aus der St. Matthias-Abtei in Trier.

Unsere Kirche

Die auf einer Wurt erbaute Backsteinkirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, erneuert oder ergänzt. Das jetzige Kirchenschiff wurde 1664 und 1709 erneuert. Es ist 40 Meter lang und 14 Meter breit.

Der Glockenturm

Der etwas abseits stehende, 35 Meter hohe Glockenturm datiert aus dem Jahr 1685. Seine Holzkonstruktion und der schiefergedeckte Dachhelm wurden 1998/99 umfassend saniert.

Hier gibt es eine Klangprobe der Glocken.

Die Kanzel

An der Prieche auf der Nordseite über der Brauttür findet sich das Wappen von Matthias von Haaren, der 1664 Gräfe des Alten Landes war. Dieses Wappen ist auch auf der Kanzel von 1664 zu sehen und gibt zu erkennen, dass Matthias von Haaren die Kanzel gestiftet hat.

Der Altar

Der spätbarocke acht Meter hohe Altar zeigt Kreuzigung, Auferstehung und die vier Evangelisten. Er wurde 1710 von der Hamburger Kaufmannsfamilie Schuback gestiftet. Ein Ausschnitt aus dem Altar zeigt den Evangelisten Markus mit seinem Erkennungszeichen, dem Löwen sowie einen Engel mit den Marterwerkzeugen von Golgatha.

Das zweite Bild zeigt den gesamten Altar von 1710.

Der Innenraum

Über dem weiträumigen, weiß gestrichenen Innenraum, wölbt sich eine blaue Holztonnendecke mit zahlreichen goldenen Blechsternen, es sollen 150 sein, wie die Anzahl der Psalmen. Die ebenfalls blau gestrichenen Gestühlreihen sind zum Gang hin mit Türen mit eingearbeiteten Glückszeichen verschlossen. In die reich verzierten Stuhlwangen sind die Namen der früheren Stelleninhaber eingeschnitzt.

Das Taufbecken

Aus gehauenem Stein mit einem Messingbecken ist von 1791. Die Taufschale und der Deckel mit Bleikristallkugel sind neueren Datums.

Das Gestühl

Stammt aus dem Jahre 1695. Sein heutiger Farbanstrich wurde 1954/5 erstmals aufgetragen und 2003 renoviert. Es befinden sich mindestens fünf verschiedene Farbschichten darunter.

Die Sitzbänke

In der Mitte der 80er Jahre wurden die Sitzbänke verbreitert. Dieses ist sehr deutlich an den neuen Holzzwischenstücken zu sehen. Der Farbanstrich wurde im Zuge der Renovierung im Jahre 2003 angeglichen.

Die Gemälde

In der nördlichen oberen Reihe der Orgelempore findet sich die Darstellung des Kampfes zwischen David und Goliath. Die Vorlage zu diesem Bild findet sich in den um 1700 bekanntesten lutherischen Erbauungsbuches des ehemaligen Celler Generalsuperintendenten Johann Arndt: "Vom wahren Christentum".

Das Tryptichon von Richard Eggers ist 1984 gut 40 Jahre nach dem Bild von Superintendent Bernhard Focken gemalt. Ein Maler, zwei Stile. Eggers hatte nach einem Unfall, der ihn an den Rollstuhl fesselte, gelobt, wenn er je wieder malen könnte, ein Tryptichon zu malen.
Als Model diente seine Familie.
Seine Witwe machte die ursprüngliche Leihgabe im Jahre 2000 der St. Matthias Gemeinde zum Geschenk.

Auf der Südseite hängt das Epitaph von Probst Clemens Diecmann, der 1709 den Bau der Kirche vollendet hat.